2006 folgte Suikoden V und man merkt, dass es ein Versuch war, die Fans nach dem eher enttäuschenden Vorgänger zu versöhnen. Der Teil spielt näher an den ersten drei Teilen, man entschied sich für eine starre Kameraführung und es wurden einige Storyelemente aus den ersten Teilen übernommen. Auch wurde wieder mehr Zeit in die Charakterentwicklung gesteckt und es kamen mehr bekannte Charaktere vor. Leider blieb das Spiel was die Verkaufszahlen angeht deutlich unter den Vorgängern, auch wenn es von Fans sehr gelobt wurde. Insgesamt war das Spiel jedoch ein versöhnlicher Abschluss der Playstation-2-Ära und ist vielleicht der beste Suikoden-Teil auf dieser Konsole.
Welcome back, Suikoden! Mit diesen Worten lässt sich Suikoden V am besten beschreiben. Nach dem enttäuschenden 4. Teil und der darauffolgenden heftigen Kritik, hat sich Konami diese Kritik zu Herzen genommen. Viele unnötige Verschlimmbesserungen aus den Teilen 3 und 4 wurden über den Haufen geworfen. Sehr schön gestaltet ist bereits das Intro, welches schon einige Spielszenen enthält, die man aber erst im Spielverlauf richtig einordnen kann. Das Intro wurde mit schöner, aber etwas unauffälliger Musik unterlegt. Dann, beim Titel- und Namensschirm hört man wieder die bekannte Töne und Melodien aus den ersten Teilen. Die bekannten Menütöne wurden auch im sonstigen Spiel übernommen, sodass man sich gleich wieder an die gute, alte Zeit aus den ersten beiden Teilen erinnert fühlt.
Die ersten Szenen eröffnen dann eine Geschichte, die mit einem Tiefgang präsentiert und erzählt wird, wie man es seit Suikoden 2 vermisst hat. Bewusst wird sich zu Beginn des Spieles sehr viel Zeit gelassen, um die Charaktere vorzustellen und über die letzten Ereignisse zu berichten. In den ersten Stunden wurde auf Actionszenen verzichtet, dennoch kommt durch die Art der Erzählung keinerlei Langeweile auf.
Die Geschichte selbst beginnt mit einem Rückblick auf die Ereignisse in Lordlake, welches mit Hilfe der Sun-Rune von der Königin zerstört wurde, um einen Konflikt zu beenden. Von seiner Mutter wird der Prinz entsandt, um sie die aktuelle Lage dort zu informieren. Verständlicherweise sind die Bewohner, die immernoch an ihrem Dorf hängen, nicht sehr angetan vom Besuch des Prinzen. Nach der Berichterstattung stellt er fest, dass sich seine Mutter seltsam verhält. Die Geschichte nimmt ihren dramatischen Verlauf, in der es immer wieder Wendungen und unerwartete Ereignisse gibt. Die Vergangenheit und Beweggründe vieler Charaktere kommen dabei nicht zu kurz.
Anders als gewohnt, lässt sich Suikoden V in vielen Dingen sehr viel Zeit. So erhält man beispielsweise das Hauptquartier und den Table of Stars recht spät. Das Hauptquartier selbst ist mit den nahen Ruinen verbunden und schön gestaltet. An das HQ aus Teil 2 kommt es allerdings nicht ganz heran, da es - besonders bei maximaler Ausbaustufe - etwas unglücklich angeordnet ist. Eine klare Struktur gibts nicht unbedingt, was das Erkunden nicht gerade vereinfacht. Die wichtigsten Plätze findet man allerdings schnell.
Grafisch setzt Suikoden V wieder mehr auf Details und Farben. Die blassen Charaktere und Städte aus Teil 4 gibts nicht mehr. Besonders die Hauptstadt Sol-Falena ist wesentlich größer als das, was man bisher aus Suikoden kannte - besonders, von dem was man in Suikoden 4 gesehen hat. In dieser Stadt kann man sich schon mal verlaufen. Ingesamt wirkt die Grafik sehr schön gestaltet, Die festen Kameraperspektiven vermitteln wieder den Eindruck der älteren Teile. Allerdings ist die Position der Kamera nicht immer ganz günstig gewählt, sodass es schon mal vorkommen kann, dass ein Haus den kompletten Bildschirm verdeckt. Die großen Areale benötigen allerdings auch Ladezeiten, sodass der "Now Loading"-Bildschirm besonders am Anfang etwas stört. Allerdings gewöhnt man sich recht schnell daran.
Die Charaktere sind allesamt sehr gut gestaltet und können auch wieder Emotionen und Sympathie bzw. Antipathie rüberbringen. Besonders der Prinz - der immernoch stumme Held - wirkt wesentlich sympatischer und lebendiger als der emotionslose Held aus Suikoden 4. Altbekannte Gesichter wie Georg Prime, Killey und Lorelai sieht man auch wieder, von denen man auch einiges an Story erfährt - besonders von Georg. Auch die Gegner sind nicht so blass wie in Suikoden 4, besonders bei einem merkt man eine gewisse Ähnlichkeit zu Luca Blight.
Im Kampf gibts wieder 6 Charaktere und dazu Support- und Ersatzcharakteren, die man mitführen kann. Die Kämpfe laufen sehr schnell ab, sodass die stellenweise recht hohe Anzahl von Zwischenkämpfen mit seltenen Ausnahmen nicht stört. Die Zwischenkämpfe sind zu Beginn recht einfach, sodass man sich an einem bestimmten Punkt der Geschichte über den rasanten Anstieg der Schwierigkeit der Gegner wundert. Ein kurzes Musikstück zeigt auch hier, wenn man einem sehr schweren Zwischengegner gegenübersteht. Die Menüführung im Kampf ist ein wenig irreführend und stellenweise eher hinderlich, als förderlich. Dies gilt jedoch für das gesamte Menü im Spiel, welches ein wenig unsortiert und überladen wirkt. Die einfachen und übersichtlichen Menüs vergangener Teile sind stellenweise verschwunden. Besonders störend ist das Partyinventar, welches unverständlicherweise wieder stark begrenzt wurde. Die Ausrüstung der Charaktere ist ebenfalls 'ne Kunst für sich, sodass man am einfachsten damit fährt, die automatisch beste Ausrüstung dem Spiel zu überlassen. Unverständlich auch, warum fast jede Aktion im Menü (auch später bei den diversen Händlern) durch Bestätigungsdialoge in die Länge gezogen werden muss. Was ein wenig fehlt, sind die großen schweren Endgegner in einem Dungeon, ala Golem in den Tinto-Minen aus Suikoden 2. Es gibt zwar reichlich 'Bosse', die sind jedoch nicht viel schwerer als normale Gegner.
Sehr herausfordernd sind die Charakter-Rekrutierungen, die stellenweise um einiges schwieriger sind, als bisher. Besonders bei den Rekruten, die man nur innerhalb eines kurzen Zeitraums rekrutieren kann. Miniquests wie Fischen gibt es auch wieder - wenn auch nicht so zahlreich wie in Teil 4. Runen- und Charaktervereinigsattacken gibts natürlich auch wieder. Verschiedene Rassen (und deren Konflkte) wurden genauso integriert wie Non-Stars, die diesmal DoReMi-Elfen sind.
Größtenteils sehr gut gelungen ist der Soundtrack, der wieder mit echten Instrumenten gespielt wurde. Auch wurden einige Themes aus alten Teilen übernommen und etwas verändert - beispielsweise das Two River-Kanal-Theme. Die Musik passt gut zu jeder Situation, bleibt bei den Bossen allerdings hinter den Erwartungen zurück. Die normale Zwischengegner-Musik verändert sich, wenn man bestimmte Charaktere mit in die Gruppe nimmt, u.a. gibts ein Metal-Theme, welches wirklich gelungen ist.
Suikoden 5 besticht ingesamt durch seinen Tiefgang, die gut erzählte Geschichte und die hervorrangend gestalteten Charaktere. Mit etwa 70 Stunden reiner Story- und Rekrutierungszeit ist Suikoden 5 einer der längsten Suikoden-Teile, und kann sich durchaus mit Suikoden 2 messen. In meinen Augen ist es, bis auf einige kleine Schönheitsfehler, der beste Teil der Serie. Hier stimmt wiedermal alles. Nach den eher enttäuschenden Teilen 3 und 4 wurde es auch mal wieder Zeit für ein "richtiges" Suikoden. Das ist mit Teil 5 wirklich gelungen. Welcome back. Suikoden!
Review verfasst von Kyril, 2006.